Einige der wichtigsten theorieübergreifenden, evidenzbasierten Prinzipien der Veränderung in der Psychotherapie sind:
- Förderung der Hoffnung, der positiven Erwartungen und der Motivation des Patienten zur Veränderung.
- Stärkung des therapeutischen Bündnisses, das eine gute therapeutische Beziehung (Arbeitsbeziehung) und die Übereinstimmung von Zielen und therapeutischen Methoden beinhaltet.
- Stärkung des Bewusstseins der Patienten, warum sie Schwierigkeiten haben.
- Ermutigung zu korrigierenden Erfahrungen, bei denen Risiken und Anstrengungen eingegangen werden müssen, um Verbesserungen zu erreichen.
- Betonung der kontinuierlichen Realitätsprüfung, die ein Zusammenwirken zwischen Risikobereitschaft und zunehmend besserem Problemverständnis beinhaltet.
Die nachfolgend aufgeführten Aussagen von Psychotherapeuten mit ganz unterschiedlicher Verfahrensorientierung zum Wirkprinzip “korrigierende Erfahrungen” verdeutlicht die Übereinstimmung (siehe Goldfried, 2019):
Im Jahr 1941 schlug der Psychoanalytiker Otto Fenichel ein Verfahren zur Angstreduktion vor. Er schrieb:
- “…wenn ein Mensch Angst hat, aber eine Situation erlebt, in der das Befürchtete eintritt, ohne dass ein Schaden entsteht, wird er dem Ergebnis seiner neuen Erfahrung nicht sofort vertrauen; beim zweiten Mal wird er jedoch etwas weniger Angst haben, beim dritten Mal noch weniger.” (Fenichel, 1941, S. 83)
Albert Bandura beschrieb einen kognitiv-behavioralen Ansatz zum Abbau von Ängsten:
- “Extinktion des Vermeidungsverhaltens wird durch wiederholte Exposition gegenüber subjektiv bedrohlichen Reizen unter Bedingungen erreicht, die sicherstellen sollen, dass weder die Vermeidungsreaktionen noch die erwarteten negativen Konsequenzen auftreten.” (Bandura, 1969, S. 414)
Polster und Polster beschreiben, wie ein erfahrungsorientierter/humanistischer Therapeut mit dem Abbau von Ängsten umgeht, und weisen darauf hin, dass dem Klienten die Möglichkeit zum Üben gegeben werden muss.
- “…die Gelegenheit zu relevantem Üben von Verhaltensweisen, die er vielleicht vermeidet. Durch seine eigenen Entdeckungen beim Ausprobieren dieser Verhaltensweisen wird er Aspekte von sich selbst entdecken, die ihrerseits weitere Selbstentdeckungen hervorbringen.” (Polster & Polster, 1974, S. 252).
References
Bandura, A. (1969). Principles of behavior modification. Holt, Rinehart; Winston.
Fenichel, O. (1941). Problems of psychoanalytic technique. Albany, Psychoanalytic quarterly. http://archive.org/details/problemsofpsycho00otto
Goldfried, M. R. (2019). Obtaining consensus in psychotherapy: What holds us back? American Psychologist, 74(4), 484–496. https://doi.org/10.1037/amp0000365
Polster, E., & Polster, M. (1974). Gestalt therapy integrated: Contours of theory & practice (Bd. 6). Vintage.